J1 analysiert das "Corpus delicti"

28. Apr 2023

Wie gefährlich ist eine Gesellschaft, in welcher Gesundheit als das höchste Gut gilt und jeder Bürger unter ständiger Beobachtung steht? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Roman „Corpus Delicti“, welcher 2009 von der bekannten deutschen Autorin Juli Zeh veröffentlicht wurde und in der Oberstufe im Deutschunterricht behandelt wird.

Auch der Leistungskurs Deutsch der J1 des Hariolf-Gymnasiums beschäftigte sich über mehrere Wochen mit dem Werk und im Anschluss an die Klausur besuchten wir eine Aufführung des Theaters der Stadt Aalen, welches die ursprüngliche Dramenversion aufführt.

Beim nachträglichen Meinungsaustausch waren sich alle einig, dass viele wichtige Szenen weggelassen wurden und auch eine Romanfigur komplett gestrichen wurde. Durch diese Änderungen wurden viel Tiefe und die Beziehungen der Charaktere heruntergespielt und als Person, die den Roman nicht gelesen hat, könnte die Geschichte teilweise schwer zu verstehen sein.

Andererseits gab es zahlreiche positive Aspekte und vor allem die Umsetzung und Interpretation des Theaters war interessant zu sehen, da es sich bei dem Roman um eine Dystopie in der nahen Zukunft handelt. Beherrscht wird der Staat von der „Methode“, welche es geschafft hat, die meisten Krankheiten auszulöschen oder heilbar zu machen. Um diese Medizinutopie aufrechtzuerhalten, müssen alle Bürger bestimmten Regeln folgen, z.B. täglich Sport betreiben und ihre Gesundheitswerte werden dauerhaft überprüft, sodass niemand aus der Reihe tanzt. Die Protagonistin Mia Holl war jahrelang eine Unterstützerin der Methode, doch nachdem ihr Bruder Opfer eines Justizskandals wurde und sich das Leben nahm, ändert sich diese Einstellung langsam. Im Verlauf des Romans wird sie von verschiedenen Akteuren beeinflusst und muss sich immer wieder vor Gericht verantworten. Das Theater Aalen setzte diese Szenen besonders kreativ um, indem es die Richter, Staatsanwälte bzw. Anwälte auf Hometrainer setzte und radeln ließ, während sie Dialoge führten. Zum einen machte dies die Szenen sehr viel interessanter und lockerte das gesamte Stück auf; des Weiteren repräsentierte es den Gesundheitswahn der Methode in Form von exzessivem Sporttreiben, sogar während Gerichtsverhandlungen.

Auch die Schauspieler waren sehr überzeugend und spielten ihre Charaktere mit Leichtigkeit, aber am interessantesten war es, die Figuren, welche man sich bisher nur vorstellen konnte, auf der Bühne zu sehen. Alles in allem war es sehr unterhaltsam und sowohl die Theateraufführung als auch der Roman selbst sind sehr empfehlenswert, auch für Personen, die das Buch nicht in der Schule behandeln, da sie sich mit Themen beschäftigen, die durchaus auch heutzutage schon eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielen.

Johanna Plänker, J1

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